Rathenau  
 
 
         
 

Emil Rathenau und die AEG

Emil Rathenau hatte 1881 die europäischen Patente Edisons erworben und zu ihrer Ausnutzung 1883 die „Deutsche Edison-Gesellschaft für angewandte Elektrizität“ und die „Berliner Elektrizitätswerke“ gegründet. 1887 ging daraus die „Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft“, (A.E.G.) hervor, die unter seiner Leitung – neben Siemens – zu einem international bedeutenden Marktführer heranwuchs.


Aufstieg in der Wirtschaft

Die Biographie Walther Rathenaus zeigt eine seltene Spannweite von ausgebildeten Fähigkeiten, die es erlauben, ihn als Naturwissenschaftler, Ingenieur, Manager, Politiker, Sozialphilosoph oder Künstler anzusprechen. Hinter ihnen zeigt sich allerdings eine Zerrissenheit, die auf die sozialen und politischen Verhältnisse im Kaiserreich zurückgeht. Durch die Karriere des Vaters und AEG-Gründers Emil Rathenau in die gesellschaftliche Elite aufgestiegen und durch eine entsprechende Bildung ausgezeichnet, blieb Walther Rathenau doch wegen seiner bürgerlichen Herkunft bis 1918 in seinem Aufstieg zu politischem Einfluss zurückgesetzt und als Jude zeitlebens Angehöriger
einer auch in der Oberschicht diskriminierten Minderheit. Er selbst schrieb rückblickend: „In den Jugendjahren eines jeden deutschen Juden gibt es einen schmerzlichen Augenblick, an den er sich zeitlebens erinnert: wenn ihm zum ersten Male voll bewusst wird, dass keine Tüchtigkeit und kein Verdienst ihn aus dieser Lage befreien kann“.

Nach seinem Studium und seiner Anstellung in Neuhausen, Schweiz, wurde Rathenau mit 24 Jahren für zwei Jahre technischer Mitarbeiter in einer mit der AEG verbundenen Schweizer Firma, die Aluminium herstellte. Er entwickelte Patente vor allem zur elektrolytischen Chlorgewinnung, um ab 1893 in Bitterfeld den Aufbau einer elektrochemischen Industrie zu leiten. Der Versuch aber, auf diese Weise eine eigene Position im väterlichen Konzern aufzubauen, scheiterte. 1898 mussten die vom Konkurs bedrohten Werke verpachtet werden. Die vom Ingenieur Walther Rathenau ersonnene Verfahrenstechnik erwies sich als nicht konkurrenzfähig.

Rathenau wechselte zur Zentrale der AEG, in der er fortan in wechselnden Positionen die Rolle eines „alternden Kronprinzen“ (Musil) spielte, so von 1899 bis 1902 als Leiter der Abteilung Kraftwerksbau. Zeitweise im Direktorium, später im Verwaltungsrat der AEG-Hausbank Carl Fürstenbergs, der Berliner Handels-Gesellschaft, trieb Rathenau die Konzentration der Elektroindustrie voran. Er besaß ein Aufsichtsratsmandat in fast 100 Unternehmen und seit 1904 auch in der AEG. Rathenau entwarf in Denkschriften gar die Vision eines Reichselektrizitätsmonopols; aber es gelang ihm nicht, die direkte Leitung der AEG in die Hand zu bekommen. Auch nach dem Tod des Vaters 1915 blieb sein Bemühen erfolglos, in das 1902 verlassene AEG-Direktorium zurückzukehren. Er musste sich mit dem eine nicht gegebene Machtfülle vortäuschenden Titel des „Präsidenten der AEG“ zufrieden geben.

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Emil Rathenau im Gespräch mit Kaiser Wilhelm II.

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Haupteingang zur Maschinenfabrik

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Montage in der AEG-Grossmaschinenfabrik um 1900

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Elektrische Lokomotive B+B, 27.3.1914

   
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Emil Rathenau um 1880
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Verschiedene Grössen und Ausführungen der Edison-Glühfadenlampe
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Thomas Alva Edison mit Emil Rathenau im Kraftwerk Moabit am 25.9.1911
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Kabelwerk Oberspree, Berlin
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Die Maschinenfabrik Brunnenstrasse, von der Voltastrasse gesehen. 24.2.1914
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Montagehalle der Grossmaschinenfabrik an der Hussitenstrasse, 1912
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Das AEG-Verwaltungsgebäude am Friedrich-Karl-Ufer in Berlin (heute Kapelle-Ufer)

Foto um 1910 Landesbildstelle Berlin

Die Expansion der AEG hatte 1905/06 den Bau des neuen Zentralverwaltungsgebäudes erforderlich gemacht. Die Pläne entwarf Alfred Messel (1853–1909), einer der bedeutendsten Berliner Architekten um die Jahrhundertwende.

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Prüffeld der AEG Grossmaschinenfabrik um 1900